«Sound of Freedom» soll QAnon-Verschwörungstheorien bestärken – das steckt dahinter (2024)

Das steckt hinter den Verschwörungstheorien im Film «Sound of Freedom»

Im Film «Sound of Freedom» werden entführte Kinder gerettet. Doch als Helden wird der Hauptcharakter dennoch nicht gefeiert. Denn: Um den Thriller ranken sich Verschwörungstheorien. Das steckt dahinter.

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Corina Mühle

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Kaum jemand hat damit gerechnet, dass «Sound of Freedom» dieses Jahr die Kino-Charts stürmen wird. Seit drei Wochen läuft der Thriller in den USA im Kino – und hat schon mehr Geld eingespielt als Wes Andersons «Asteroid City». Zurzeit läuft der Film nur in den USA im Kino. Ob er je in die Schweiz kommt, ist nicht klar.

Im Mittelpunkt des Filmes – der teilweise über Crowdfunding finanziert wurde – steht der ehemalige US-Regierungsmitarbeiter Tim Ballard, der entführte Kinder im kolumbianischen Dschungel rettet.

Der Film wurde ursprünglich von 20th Century Fox produziert. Als die Firma von Disney gekauft wurde, wurde das Projekt allerdings gestrichen. Später hat das unabhängige Angel Studios aus Utah den Film aufgegriffen.

«Sound of Freedom» steht aber in der Kritik. Das steckt dahinter:

Inhaltsverzeichnis

Erzählt der Film eine wahre Geschichte?Sensations-VorwürfeHat der Hauptdarsteller Verbindungen zu QAnon?

Erzählt der Film eine wahre Geschichte?

Spoiler-Warnung: Folgende Abschnitte enthalten Spoiler zur Handlung des Filmes.

«Sound of Freedom» basiert auf dem Leben von Tim Ballard, der vor etwa 10 Jahren das Heimatschutzministerium verliess, eine Taskforce gründete und mit der örtlichen Polizei zusammenarbeitete, um Kinderhändler in anderen Ländern zu fassen. Oft wurden diese Rettungsmissionen auf spektakulären Videoaufnahmen festgehalten.

Ballard ging undercover und hatte nur eine Aufgabe: Kinderhändler aufzuspüren. 2014 bat ihn die kolumbianische Behörde, einem Hinweis nachzugehen, dass Kinder als Sexsklaven verkauft werden. «Innerhalb einer halben Stunde kommt dieser Mensch auf mich zu und fragt mich, warum ich hier bin, was ich will, und innerhalb weniger Minuten erzählt er mir, dass er hier Kinder im Alter von 11 Jahren habe», sagt Ballard gegenüber «CBS News».

Ballard leitet jetzt die Operation Underground Railroad (OUR), eine gemeinnützige Gruppe, die Kinder aus dem Menschenhandel rettet. Nach diesem ersten Treffen baten die Kolumbianer ihn, eine verdeckte Operation zu starten.

Über Monate hinweg wurde geplant, dann ging plötzlich alles schnell. Innert 24 Stunden nach der Landung der Agenten trafen die mutmasslichen Menschenhändler auf der Insel ein und der letzte Deal mit dem Undercover-Team begann.

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Jim Caviezel rettet in «Sound of Freedom» ein Mädchen davor, als Sexsklavin verkauft zu werden.Bild: angel studios

54 Jungen und Mädchen im Alter von 11 bis 18 Jahren wurden zu einer Veranstaltung, die als Sexparty angepriesen wurde, hereingelassen. 25 kolumbianische Spezialeinheiten stürmten die Party und verhafteten fünf Verdächtige – vier Männer und eine ehemalige Schönheitskönigin – die alle des Kinderhandels beschuldigt wurden.

In dem Film werden zwei Geschwister zu einem harmlos klingenden Fotoshooting in Honduras gelockt, nur um dann von Kidnappern entführt und im kolumbianischen Dschungel gefangen gehalten zu werden. Caviezels Version von Ballard verbringt einen Grossteil des Films damit, durch kriminelle Verstecke zu schleichen, um die Kinder zu finden, sein Leben zu riskieren und schliesslich die Menschenhändler zu verprügeln.

Der echte Tim Ballard hat nicht behauptet, so etwas zu tun, aber der Film endet mit einer Montage von Ausschnitten aus verdeckten Operationen, die seine Gruppe, die Operation Underground Railroad, tatsächlich in dem Land durchgeführt hat. «Als Tim Kolumbien verliess, hatten er und sein Team über 120 Opfer gerettet und mehr als ein Dutzend Menschenhändler verhaftet», steht auf der Leinwand.

Sensations-Vorwürfe

Viele haben Ballards Arbeit gelobt, darunter Donald Trump. Dieser berief Ballard 2019 in einen Beratungsausschuss des Aussenministeriums zum Thema Menschenhandel, dem Ballard bis zur Auflösung im darauffolgenden Jahr angehörte. Trump war kürzlich auch zu Gast beim Podcast von Ballard, in dem sie über «Sound of Freedom» sprachen.

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Donald Trump, Tim Ballard und Jim Caviezel (v.l.n.r.) bei den Aufnahmen für den Podcast über «Sound of Freedom».Bild: instagram

Doch nicht alle sind von Ballards Arbeit überzeugt. Laut Erin Albright, einer Anwältin und langjährigen Beraterin von Task Forces zur Bekämpfung des Menschenhandels, stehen Ballard und seine Gruppe jedoch nicht wirklich im Mittelpunkt des internationalen Kampfes gegen den Menschenhandel. «Die Mehrheit der [Anti-Menschenhandels-]Branche betrachtet sie als Randgruppe», zitiert «Vanity Fair» Albright. «Sie gehen mit Sensationsmeldungen hausieren und sammeln damit Geld.»

Andere werfen OUR vor, die Komplexität des Sexhandels zu verzerren, den Opfern trotz ihrer dramatischen Videos kaum zu helfen und sogar Kinder in Gefahr zu bringen, um sie zu produzieren.

10'000 Kinder sollen jährlich zum Zwecke des sexuellen Missbrauchs in die Vereinigten Staaten geschmuggelt werden, behauptet Ballard. Diese Behauptung machte auch Trump in einer Rede zur Lage der Nation im Jahr 2019. Doch für diese Behauptung fand Glenn Kessler, Faktenprüfer der Washington Post, keine Beweise.

In Utah ermittelte die Staatsanwaltschaft von Davis County zweieinhalb Jahre lang gegen die Operation Underground Railroad wegen angeblichen Kommunikationsbetrugs, Zeugenbeeinflussung und Nötigung. Die Ermittlungen wurden im Mai ohne Anklage abgeschlossen.

Hat der Hauptdarsteller Verbindungen zu QAnon?

Einige Kritiker beschuldigen die Filmemacher, die Wahrheit über die Ausbeutung von Kindern zu verdrehen und QAnon-Verschwörungstheoretiker zu unterstützen.

Eine dieser Verschwörungstheorien behauptet, dass reiche Leute Kinder foltern, um ihr Adrenalin zu «ernten», das angeblich Verjüngungseigenschaften hat. Dies ist das Fundament der QAnon-Bewegung #SaveTheChildren, die sich mehr mit erfundenen Geschichten wie dieser beschäftigt als mit der tatsächlichen Rettung von Kindern, die Opfer von Menschenhandel sind.

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Jim Caviezel unterstützt öffentlich QAnon-Theorien.Bild: angel studios

Der Film zeigt allerdings nichts, was dieser Verschwörungstheorie ähnelt, schreibt «The Washington Post». Die Bösewichte des Films sind gewöhnliche Kriminelle, nicht die schattenhafte Gruppe von Okkultisten, die sich die QAnon-Anhänger vorstellen. Dennoch wurde der Film in den Foren von QAnon beworben, und einige werfen ihm vor, der Bewegung in die Hände zu spielen.

Das liegt zum Teil daran, dass Ballard und der Schauspieler, der ihn im Film darstellt, Caviezel, beide ihre Unterstützung für einige der Behauptungen der QAnon-Bewegung zum Ausdruck gebracht haben.

Ballard vertrat 2020 eine Theorie, die besagte, dass der Online-Möbelhändler Wayfair Kinder verkaufe und sie manchmal in überteuerte Lagerschränke packe. Doch für diese Theorie gibt es keine Beweise und solche Aussagen behindern Ermittlungen gegen Menschenschmuggel mehr, als dass sie helfen.

Caviezel sprach 2021 an einer QAnon-Konferenz in Las Vegas und griff einen der Hauptslogans von QAnon auf, «Der Sturm ist über uns», der sich auf den Kampf der Bewegung gegen die imaginäre pädophile Geheimgesellschaft bezieht.

Das Studio äusserte sich zu den Vorwürfen und Geesey, der Geschäftsführer von Angel Studios, sagte, dass jeder, der behauptet, dass «Sound of Freedom» Verschwörungstheorien fördert, den Film nicht gesehen hat. Regisseur Alejandro Monteverde hätte nie gedacht, dass sein Film so erfolgreich sein würde – oder so kontrovers. «Ich beabsichtigte nie, einen Film zu machen, der Tim Ballard verherrlicht. Es war ein Film, der die Aufmerksamkeit auf das Problem lenken sollte», sagt er. «Ich dachte immer, dass dieser Film die Menschen zusammenbringen würde. Stattdessen, so scheint es, zeigt ‹Sound of Freedom› Gräben auf, die einfach nicht zu überwinden sind.»

Trailer:

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